Brasilien 2023

Ein Auslandssemester ist nicht nur eine Reise in ein neues Land, sondern eine tiefgreifende Erfahrung des Eintauchens in eine fremde Kultur, das Erlernen einer neuen Sprache und die Entdeckung von faszinierenden Traditionen und Menschen. Während der ersten Wochen in Brasilien war ich überwältigt an neuen Eindrücken und während ich diese aufgesogen habe, war ich erfüllt von Heimweh. Doch meine Kommilitonin und ich waren ein herausragendes Team und haben das Beste draus gemacht – und das war es: Das Beste! Die Erfahrungen, Menschen und die Geschichten waren jede schwierige Minute wert, denn noch in zwanzig Jahren werde ich von diesen Erlebnissen erzählen:

Ein Problem, mit dem wir gerade am Anfang viel zu kämpfen hatten, war die Sprachbarriere. Als wir nach Brasilien geflogen sind, kannten wir nur die Grundlagen von Portugiesisch und die meisten Menschen, mit denen wir außerhalb der Universität Kontakt hatten, konnten kein Englisch. Aber die Brasilianer sind genau so herzlich wie das Klischee aussagt und sie haben stets versucht, sich mit Händen und Füßen verständlich zu machen, bis jemand eine Übersetzungsapp gestartet hat. Selten habe ich so viele freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen wie dort.

In unserer ersten Woche an der Universität wurden wir von zwei Studentinnen gefragt, ob wir nicht den Unterricht schwänzen und stattdessen in eine Bar gehen wollen. Wir haben abgelehnt, weil wir den Unterricht nicht verpassen wollten – vor allem nicht in der ersten Woche. Ein paar Wochen später waren wir dann mit diesen Mädchen unterwegs und sie haben sich als fantastische Freunde erwiesen, die uns wie zu Hause haben fühlen lassen. Bei einer von beiden war ich abends bis spät in die Nacht zum Pizza essen. Von der anderen wurde ich sogar auf eine Familienfeier eingeladen, wir haben gemeinsam gebacken und sie hat mir ihre liebsten Orte der Stadt gezeigt.
Eine Erfahrung, die ich für immer wertschätzen werde, ist, als wir im Rahmen eines Praktikums das Camp Marielle Vivi besucht haben. Die Menschen dort besetzen ungenutztes Land von großen Firmen und bauen Dörfer und Felder. Noch nie habe ich so freundliche und stolze Menschen getroffen wie dort. Anstatt uns arbeiten und helfen zu lassen, haben sie uns eine ausführliche Dorfführung gegeben und alles erklärt.

Wie könnte es anders sein, war eins meiner persönlichen Highlights auch die Tierwelt. Wir haben viele Katzen gesehen, Eidechsen in jeder Ecke und vor unserem Haus waren regelmäßig Affen in den Bäumen. Doch wo ich besonders viele von gesehen habe, sind die Capybaras.

 

 

Dazu ist Brasilien natürlich ein traumhaft schönes Land. Zurück in Deutschland wirkt auf einmal alles sehr grau. Schaut man sich in Brasilien um, sieht man immer einen blauen Himmel, grüne Blätter und bunte Bäume, wo man auch hinsieht. Die schönste Aussicht hatten wir in Ubatuba. Unsere Unterkunft war mitten im Dschungel, so gelegen, dass wir einen direkten Blick auf das Meer und den Sonnenaufgang hatten und jeden Morgen dieses Urlaubs freiwillig um fünf Uhr aufgestanden sind.
An der Universität hat nur eine unserer Dozierenden Englisch gesprochen, aber trotzdem haben sich alle Mühe gegeben uns im Unterricht zu inkludieren und uns Aufgaben zu geben, die wir machen können. Unsere Mitstudierenden haben alles dafür getan, dass wir mitkommen und daraus sind ebenso schöne Freundschaften entstanden.

Auch wenn unsere Zeit vor Ort wahrlich nicht immer leicht war und wir neben all den Hochs auch den ein oder anderen Tiefpunkt hatten, war es eine unvergessliche Zeit. Anfangs konnte ich es nicht leiden, dass alle gesagt haben: „Das ist die Chance deines Lebens!“, aber sie hatten Recht. Ich kann jedem, der so eine Möglichkeit bekommt, empfehlen, sie zu nutzen. Brasilien war eine wunderschöne Reise – wörtlich aber auch im Sinne von Selbstreise. Ich habe unzählige Erinnerungen, eine neue Sprache und viele neue Freunde erleben dürfen. Obrigada Brasil!